29. und 30.07.2006 - Bergtour zum Stein- und Triftgletscher

Da das Wetter am Wochenende gut war, habe ich mit einer Freundin das Wochenende in den Bergen verbracht. Am Samstag fuhren wir auf den Sustenpass und besichtigten den Steingletscher. Am Sonntag unternahmen wir eine grössere Bergtour, vorbei am inzwischen bekannten Triftgletscher.

Auf diesem Bild ist der Steingletscher (links) und der kleinere Steinlimigletscher (rechts) zu sehen. Der Steinsee hat sich hinter einer Endmoräne gebildet. Die Moränen um den See stammen alle aus der kleinen Eiszeit und entstanden zwischen 1700 und 1920. Der Gletschersee bildete sich in den 40er-Jahren als sich der Gletscher rasch zurückgezogen hat. Oben in der Mitte wäre das Gwächtenhorn (3420 m) zu sehen, das aber von Wolken verhüllt wird. Rechts ist die Sustenstrasse zu sehen und hinter mir befindet sich die Sustenpasshöhe.

Der Gletscher hat eine eindrückliche Seitenmoräne abgelagert. Es handelt sich um eine 1860er-Moräne.

Der Steingletscher endet nicht mehr in den See. Beim letzten Vorstoss in den 80er-Jahren hat er noch in den See gekalbt. Auf der rechten Seite sieht man schön die durch den Gletscher glatt polierten Felsen.

Danach fuhren wir herunter nach Gadmen, wo wir dann übernachteten. Auf der Nordseite des Gadmertals befindet sich eine lang gezogene Felswand, die Gadmerflue. Hier der Blick 1750 m nach oben auf den knapp 3000 m hohen Mähren. Das Gadmertal ist eine Randregion, die manche am liebsten der Natur überlassen würden. Im Lawinenwinter 1999 war die Strasse nach Gadmen verschüttet und das Dorf mehrere Tage nur noch mit Helikopter erreichbar.

Am nächsten Tag fuhren wir mit der Triftbahn über die tief eingeschnittene Triftschlucht auf die Triftalp (1300 m). Bereits in der Bahn wird man informiert, dass man den Gletscherbach, das sog. Triftwasser, möglichst schnell überqueren soll, da die Gefahr von einem plötzlichen Hochwasser besteht. Von dort marschierten wir zur Trifthängeseilbrücke. Weiter oben war bereits der Felsriegel zu erkennen, durch welchen sich das tosende Triftwasser seinen Weg durch eine schmale Schlucht bahnt.

Überall sah man diese glatt geschliffenen Steine. Sie zeugen davon, dass sich auch hier einst ein mächtiger Gletscher befand, der mit Hilfe von Druck und Zeit diese Formen schaffte.

Erst kurz vor der Hängeseilbrücke kam der Triftgletscher zum Vorschein. Er ergiesst sich über eine Steilstufe in einen Kessel, der früher durch den Gletscher erodiert wurde und in dem sich nun innert weniger Jahre der Triftsee gebildet hat. Der See fasst nun ca. 5 Mio m³ Wasser. Ein grosser Eissturz in den See könnte eine gewaltige Flutwelle auslösen.

Das Gletschertor. Da es sich, wie bei den meisten Alpengletschern, um einen temperierten Gletscher handelt, fliesst unter ihm Wasser, das hier zum Vorschein kommt.

Rundherum erheben sich mächtige 3000er. Der imposante Blick zum Hinter Tierberg (3447m). Unten führt der Alpinwanderweg zur Trifthütte in felsigem Gelände durch.

Da die Hütte nach dem Rückzug des Gletschers kaum mehr zur erreichen gewesen wäre, hat man die Trifthängeseilbrücke gebaut.

Die Konstruktion wurde nach nepalesischer Bauweise durchgeführt. Die Brücke besteht aus 220 vorfabrizierten Stahlteilen und 210 Lärchenholzplanken. Die gesamte Brücke wurde vor Ort zusammengebaut und an 6 Stahlseilen aufgehängt. Die Montage erfolgte in über 70 m über dem Abgrund und erforderte absolute Konzentration und perfekte Arbeitsvorbereitung. (Quelle: www.trift.ch)

Die Brücke ist 102 m lang und somit längste und höchstgelegene Hängeseilbrücke Europas, welche für Alpinisten erbaut wurde.

Noch mal der Blick auf den Triftgletscher. Der Gletscher stürzt im unteren Teil über eine Steilstufe von 2400 m auf 1650 m herunter. Im untersten Bereich scheint mir das Eis noch stabil. Nach oben hin ist der Gletscher stark zerfurcht und instabil. Dort könnten bald grössere Eismassen abbrechen. Wenn sich der Gletscher im unteren Bereich weiter zurückzieht, nimmt die Neigung und somit die Gefahr von Eisstürzen weiter zu.

Auf der linken Seite des Gletscher haben sich gewaltige Wasserfälle gebildet, die mehrere hundert Meter nach unten stürzen. Sie werden noch an Grösse und Höhe zunehmen und könnten den Schmelzprozess des Triftgletschers an der Seite beeinflussen.

Besonders im oberen Bereich der Steilstufe haben sich riesige Querspalten gebildet, die verdeutlichen, dass der Gletscher äusserst gefährlich ist.

Imposanter Blick in den Triftkessel. Bis etwa 2700 m liegt fast kein Schnee mehr auf dem Gletscher. Die Massenbilanz wird also auch dieses Jahr wieder deutlich negativ ausfallen.

Danach sind wir über durch das Trifttälli über den Furtwangsattel (2569 m) nach Guttannen (1057m) im Haslital gewandert. Blick zurück zum Hinter Tierberg (3447 m).

Erste grössere Quellwolken bildeten sich, die aber noch harmlos waren. Der Wanderweg konnte leider nicht mehr als solcher bezeichnet werden. Wir kamen immer wieder von Weg ab und mussten uns mühsam durch eine unwirtliche und steile Geröllhalde fortbewegen. Ein anderer Bergwanderer hat es in seinem Reisebericht treffend formuliert: "Und jedesmal wenn ich zurückblicke, lachen mich viele rot-weiss Streifen an und verraten mir: da hätte ich durchgehen müssen! Ich stelle mir den Menschen vor, wie er fröhlich die rot-weissen Striche an die Steine gepinselt hat. Gutgelaunt und in fröhlicher Begleitung, von oben herunterkommend. Wäre er mir jetzt begegnet, ich hätte ihm mit wohlwollender Genugtuung zuerst den roten, danach den weissen Farbkübel übergestülpt. In bester Laune!" (Quelle: http://minutella.ch/reisen/trift/trifthuette.pdf) Mir ging es ganz ähnlich. ;.) Wir haben es dann aber doch noch auf den Sattel geschafft. Der See ist wirklich so blau. Blick zurück ins Trifttälli.

Wir befanden uns nun inmitten einer faszinierenden, kargen Berglandschaft. Nun folgte aber noch ein harter Abstieg nach Guttannen. Im Tal sah man immer noch die Spuren des Augusthochwassers vom letzten Jahr. Damals ging ein gewaltiger Murgang von der Rotlaui bis ins Tal ab. Immer noch türmten sich mehrere Meter hohe Schuttberge auf.

"Die andauernden Regenfälle haben in der Rotlaui am Montag, 22. August 2005 einen Murgang ausgelöst und die Grimselstrasse verschüttet. Nachfolgende Murgänge haben die Aare zuerst angestaut und anschliessend mit Geröll über das Kulturland hinter der Grimselstrasse bis zum Wachtlammbach fliessen lassen. Die Feuerwehr Guttannen und durch den Gemeindeführungsstab organisierte Baumaschinen haben das Dorf mit einem Damm am Wachtlammbach zu schützen versucht. Bei einem weiteren Murgang in der Nacht auf Dienstag ist die Aare über den Damm geflossen und ist über die Grimselstrasse und durch das Oberdorf geflossen. Zahlreiche Keller, Häuser und die Kirche wurden mit Schlamm und Sand gefüllt. In einem beispiellosen Einsatz haben die Einsatzkräfte der Feuerwehr, Zivilschutzangehörige und unzählige freiwillge Helfer die entstandenen Schäden aufgeräumt. In Guttannen sind die Leute sehr froh, dass weder Menschen noch Tiere mit Leib und Leben bezahlen mussten. Die Dorfgemeinschaft hat die Stärke der Bergler in Not und Gefahr nach dem Lawinenwinter 1999 ein weiteres Mal unter Beweis gestellt. Herzlichen Dank." (Quelle: http://www.baeren-guttannen.ch/guttannen/geschichte.htm)

Gegen Abend wurden die Quellwolken dichter und es begann leicht zu gewittern. Im Haslital fiel aber nur wenig Niederschlag.