29.06.2008 - Wet microbursts mit Sturmschäden in der Region Bodensee

Gestern konnte ich über dem Bodanrück mehrere "wet microbursts" beobachten. Die zugehörige Zelle entwickelte sich um 19 Uhr in der Region Randen/Hegau. Mir fiel ein schmaler, aber kräftiger Aufwind auf. Ausserdem setzte die Zelle am Südrand immer wieder neu an. Ev. war das ein Grund, dass die Zelle nach rechts ausscherte. Für "klassische Superzellen" war das Windprofil nicht besonders günstig, deswegen tippe ich auf ein Art Hybridzelle, etwas zwischen Multi- und Superzelle.

In der Folge zog die Zelle nördlich an Radolfzell vorbei über den Bodenrück. Dabei bildete sich ein sehr starker, nach aussen scharf abgegrenzter Niederschlagbereich aus. Anhand der Färbung des Niederschlagsvorhangs tippe ich auf Hagel. Innerhalb des Niederschlagsvorhang war plötzlich ein ovaler, dunklerer Bereich zu erkennen, welcher von einem helleren Rand umgeben war und sich mit hoher Geschwindigkeit dem Boden näherte und dort divergierte. Es handelt sich meiner Meinung nach um einen "wet microburst". Den ersten konnte ich um 19:47 Uhr fotografisch festhalten. Danach konnte ich das Phänomen noch zweimal beobachten. Einmal war die Form eher oval, beim anderen Mal zeichnete sich der Downburst durch einen schmalen Bereich mit extrem dichten Niederschlagsfallstreifen aus. In Dettingen bei Konstanz auf dem Bodanrück wurde eine Windspitze von 109 km/h gemessen!

Die Zelle produzierte über dem Bodanrück kaum Blitze und zog dann in der Folge über den Überlingersee, wo sie dann die starken Böen in Überlingen (119 km/h!) und Uhldingen (104 km/h) verursachte. In Baitenhausen bei Meersburg wurden durch dieselbe Gewitterzelle mehrere Häuser abgedeckt und der Storm fiel für mehrere Stunden aus. Ich vermute, dass auch diese Schäden durch einen "wet microburst" verursacht wurden. Um sicherzugehen müsste der Schaden allerdings von jemandem verifiziert werden.

Bemerkenswert finde ich zum einen die Anzahl der "microbursts", welche diese Zelle verursacht hat und zum anderen, dass schon wieder solche Phänomene in Seenähe aufgetreten sind. Ich erinnere an den Fall Altenrhein 2005 oder an Fälle am Zürichsee.

Ergänzend noch einige Feuerwehrberichte: Offenbar hat es sich um ein grossräumigeres und länger andauerndes Ereignis gehandelt.


29. Juni 2008 – Sturmbö fegt durch Wallhausen

Bericht über Downburst der Freiwilligen Feuerwehr Konstanz


Aufräumarbeiten nach starkem Sturm am 29.06.2008

Nach starkem Sturm im gesamten Bodenseekreis, war auch in Markdorf/Ittendorf viel Aufräumarbeit zu leisten. Bäume und Geäst lagen quer über Wege und Straßen, sowie auf Bahngleisen. Im Teilort Ittendorf waren gleich mehrere Hausbesitzer betroffen: starke Böen deckten teile von Dächern ab. Mit der Drehleiter wurden fehlende oder beschädigte Dachpfannen ersetzt. Der Rüstwagen unterstützte die Arbeiten und leuchtete die Einsatzstellen aus. Mehrere Einsatzkräfte hatten an anderer Stelle damit zu tun, einen unter Wasser stehenden Keller mittels Wassersaugern trocken zu legen. In der Unterführung BZM/ALDI musste ebenfalls Wasser abgepumpt werden, damit die Straße wieder befahren werden konnte.

(Bericht der FF Markdorf)


Eine anhand von verschiedenen Meldungen und Berichten erstellte Schadenkarte zeigt, dass die Schäden (rote Punkte) etwa auf einer Linie liegen.

Radar 19-20 Uhr

Radar 20-21 Uhr

Die Bilder sind z. T. stark nachbearbeitet.

19:47 Uhr: "Wet microburst"





19:51 Uhr: Horizontaler Vortex über Radolfzell/Zeller See



19:54 Uhr: Weiterer Microburst mit anderem Aussehen







20:55 Uhr: Abziehende Zelle (Left mover) NE-lich vom Überlinger See



21:26 Uhr: Abendliche Gewitterstimmung